VON ALLEM WATT
Ultimative Entspannung auf den niederländischen und deutschen Watteninseln
Die Wattenmeerinseln werden diesen Sommer ganz besonders. Radfahren, Wandern, Ruhe und Weite suchen, Vögel und Seehunde beobachten, kulinarische Überraschungen entdecken und vor allem atemberaubende Natur erleben. Sowohl auf den niederländischen als auch auf den deutschen Watteninseln gibt es viel zu tun und zu sehen. Sechs Beispiele für die ultimativen Entspannungs- und Aktivurlaube.
„Welcher Seemann liegt bei Nanni im Bett?“
Entschuldigung? Du springst aus deinem Strandstuhl und spitzest die Ohren. Habe ich das richtig gehört? Du filterst das Geräusch von kreischenden Möwen und spielenden Kindern aus und fängst das Gespräch auf. „Ich frage noch einmal: Welcher Seemann liegt bei Nanni im Bett?“ Ach, ach, die Nanni. Aber das Gespräch handelt gar nicht von einem Matrosen und einer lasziven Deutschen. Die Frage stellt sich als Merksatz heraus, mit dem Seeleute sich die Namen der deutschen Watteninseln merken. Von Osten nach Westen bezieht sich der Satz auf die Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum.
Bis knapp über den Knöcheln ins Meer
Langeoog, Norderney und Borkum sind das deutsche Trio, das sich den niederländischen Watteninseln anschließt, die EigenWijze Reizen als Rad- und Wanderziele anbietet. Vom Festland aus machst du jeweils einen Abstecher auf eine dieser drei Inseln, um dort eine schöne Runde zu drehen, dann in einem Strandkorb zu entspannen und dich anschließend dem langsamen Lebenstempo hinzugeben. Die bunten Korbsessel, komplett mit Fußbank, sind auch als markante Möbelstücke in den Restaurants des Dorfes zu finden. Sie erinnern an eine Zeit, in der Badende nur bis knapp über ihre Knöchel ins Meer gingen. Und Fahrradfahren zum Spaß war damals noch ein absolutes Tabu. Oje, oje, was für eine Zeit damals. Und jippie, was für eine Zeit jetzt.
Gartenzaun aus Walrossknochen
Sechs Tage Radfahren im Norden Deutschlands bedeutet, immer wieder eine Insel zu besuchen. Es beginnt in der Hafenstadt Emden. Am alten Binnenhafen kommst du am Denkmal von Jantje Vis vorbei, dem Symbol für die alte Fischergeschichte der Stadt. Dann erscheint die erste Insel am Horizont: Borkum. Neben der Natur erkundest du die historischen Gassen des Dorfes. Gartenzaun aus Walrossknochen verraten die heldenhafte Vergangenheit. Bis ins 19. Jahrhundert verdienten die Inselbewohner ihren Lebensunterhalt mit dem Walfang. Als der Tourismus aufkam, kamen sie zu dem Schluss, dass dies eine viel sicherere Einkommensquelle war.
Viel Abwechslung

Über Greetsiel und Norden auf dem Festland nähert sich die zweite Insel. Gerade die Abwechslung zwischen Insel und Festland macht diese Radtour besonders spannend; zuerst durch eine stille Dünenlandschaft, dann wieder durch Wälder oder eine ländliche Umgebung mit historischen Städten und stattlichen Schlössern. „Von allem Watt“ also. Und du radelst außerdem noch an dem schiefsten Turm der Welt vorbei. Der Kirchturm von Suurhusen ist schiefer als der von Pisa. Mit seiner Neigung von 2,47 Metern steht er seit 2007 im Guinness-Buch der Rekorde.
Hip und hot Vliebiza
Obwohl alle Watteninseln ähnlich sind, gibt es doch Unterschiede zwischen den deutschen und niederländischen Varianten. Die niederländischen Inseln sind im Allgemeinen etwas größer. Und einige scheinen sich etwas mehr mit der Zeit zu entwickeln. Nehmen wir Vlieland. Dank der Dorpsstraat (der Hauptstraße) von Oost-Vlieland wird die Insel auch gerne mit einem Augenzwinkern „Vliebiza“ genannt, eine Kombination aus Vlieland und Ibiza. Links und rechts hippe Restaurants mit trendigen Namen wie „Puur“ und „Gestrand“ wechseln sich ab mit Lifestyle-Shops und kleinen Boutiquen, die bunte Hippie-Accessoires, Strandkleidung und Havaianas verkaufen. Du schlenderst ein wenig herum und setzt dich in das Café Leut (Dorpsstraat 118), um dich mit einem köstlichen Cranberry-Cheesecake zu verwöhnen. Übrigens ist Vlieland (und auch Terschelling) eine Wanderinsel par excellence. Mit einer großen Menge sauberer Luft, schönen Wanderwegen durch Wälder, Dünenbäche und Salzwiesen, und etwa hundert Vogelarten, die du beobachten kannst. Hinzu kommt, dass die Insel nur 12 km lang und maximal 2 km breit ist. So kannst du wirklich alle Ecken entdecken.
Vier Inseln entdecken
Während der 9-tägigen Radreise (Tour) zu den Watteninseln besuchst du neben Vlieland und Terschelling auch Ameland und Schiermonnikoog. Dieses Quartett erreichst du mit Fähren von Harlingen, Holwerd und Lauwersoog. Dabei lernst du auch das Festland von Friesland und Groningen kennen, mit Besuchen in Leeuwarden und Dokkum. Aber zuerst geht es nach Ameland. Hinter dem Deich erstreckt sich das flache Polderland mit den Silhouetten der vier Dörfer Ballum, Hollum, Buren und Nes in der Ferne. Ballum bietet dir einen alten, besonders kleinen Friedhof. In der Leichenhalle befinden sich die Gräber der Cammingha-Familie, die hier lange Zeit das Sagen hatte. Seit 1429 war Ameland in ihrem Besitz.